Eine besonders große Herausforderung meiner Zeit in Guedé war es, sich in meine neue, jegliche Dimensionen sprengende Familie zu integrieren: Bei den Brüdern Oumar und Ifra Sow, ihren jeweils zwei Frauen Fatimata, Kadjata, Nené und Aissata Oumar; deren unzähligen Kindern, an die 30; anderen Kindern und Jugendlichen aus der Verwandtschaft, die in Guedé die höhere Schule besuchen. Und, ganz wichtig, Maloum Haby Djeo, „la vieille“ (= „Die Alte“, was dort aber als Respektsbekundung zu sehen ist), Mutter von Oumar und Ifra, aber auch von Mariam und Mamadou Amadou Sow, die bei ENDA Pronat arbeiten.
Manchmal war es nur schwer zu verstehen, und auch zu ertragen, in so eine riesige Familie „gesteckt“ zu werden, sich erst seinen Platz darin suchen zu müssen. Keine Privatsphäre zu haben. Oft von niemandem verstanden zu werden. Mit unausgesprochenen Erwartungen konfrontiert zu werden. Winke mit Zaunpfählen, die man sieht, aber nicht einordnen kann.Und immer die Gratwanderung zwischen Anpassung und Wahrung der Identität.