Feria de las Rieles

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Buenos Días desde Cochabamba! 

Mein Name ist Johannes und ich werde Euch die kommenden Monate mit spannenden Beiträgen aus Cochabamba, Bolivien versorgen. Seit Mitte August bin ich nämlich als Praktikant in diesem wunderbaren Land, um in der Stiftung Agrecol Andes zu helfen wo ich nur kann. Dabei gibt es in Cochabamba einige Herausforderungen, um die Bevölkerung nachhaltiger und gesünder mit Lebensmittel zu versorgen, sowie die Produzenten dabei zu unterstützen ökologischer zu wirtschaften. Dabei stehen die Produzenten im Fokus und es bedarf großer Netzwerke, um die nachhaltige Entwicklung in Sachen Ernährung voranzutreiben. Die Vermarktung ist hierbei natürlich besonders wichtig und somit befinden wir uns bereits auf meinem ersten Abenteuer: 

Die “Feria de las Rieles“ in Cono Sur, Cochabamba – Ein gerade einmal 6 Monate alter Gemüse-Markt, welcher genossenschaftlich erworben wurde, vor allem mit dem Ziel einen zentralisierten Ort zu schaffen, um die Lebensmittel-verkaufende Landbevölkerung von der Straße zu holen. Das Gelände der „Feria de las Rieles”, im Süden Cochabambas wurde vor gerade einmal sechs Monaten gemeinschaftlich gekauft und hat sich seitdem von einem einfachen Hühner-Hof in einen blühenden Markt verwandelt.

Wir fuhren diesen Ort an, um Beiträge zu drehen und damit die Entwicklung dieses Projektes zu dokumentieren, sowie ebenfalls über alle unsere Kanäle dieses Unterfangen zu unterstützen und zu bewerben. Aktuell arbeite ich im Büro für Kommunikation. Wir produzieren und dokumentieren Beiträge auf sozialen Netzwerken, wie: Youtube, der Webseite, aber auch Tiktok und Linkedin. Aber auch große Medienunternehmen, wie der staatliche Sender Bolivia.tv werden regelmäßig von uns informiert, dazu aber wann anders mehr…

Bereits auf dem Weg sind mir die schwierigen Bedingungen und die ausgeprägte Armut bewusst geworden, unter der die Menschen hier leben. Zum Vergleich: In Bolivien sind 80 Prozent jeglichen Handels Informell, das bedeutet keine Steuern, aber eben auch kein Arbeitsschutz und natürlich keine Altersvorsorge oder gar Versicherungen. Im Vergleich zum Büro von Agrecol Andes im “Districto Professional” war dies ein starker Kulturschock.

Mit den in Bolivien gängigen und überall umherfahrenden und zudem sehr ökonomischen (25 Cent pro Fahrt) Verkehrsmitteln den “Truffis“, fuhren wir durch die mittlerweile auf geschätzte 2 Millionen Menschen angeschwollene Stadt Cochabamba. Dort angekommen nahmen wir einen Termin mit einer Soziologin und dem örtlichen Organisator wahr, welcher uns den Interviewpartnern vorstellte. Mit zwei Kameras begleitet, begannen wir also unseren Arbeitstag mit Interviews für die Öffentlichkeitsarbeit von Agrecol Andes.

Wir erfuhren im Verlauf unserer Interviews viel über die harte Arbeit und die Herausforderungen, beispielsweise den langen Strecken, welche die Landwirte zurücklegen müssen, um auf dem Markt ihre Produkte anzubieten und somit die städtische Bevölkerung zu versorgen. Jedoch kam auch die Freude über den neuen Stammplatz auf ihrem eigenen Markt immer wieder zum Vorschein, welcher – so kann ich sagen, bereits sehr gut besucht wird. 

Die Gelegenheit, mit den Produzenten zu sprechen und ihre Erfahrungen und Herausforderungen anzuhören war sehr spanned. Interessanterweise konnte ich beobachten, wie einige der Landwirte etwas scheu über ihre Tätigkeiten sprachen. Einige bevorzugten es sogar, ausschließlich in Quechua zu sprechen, der indigenen Sprache der Region. Es war ergreifend zu erfahren, dass viele dieser Produzenten zuvor auf der Straße ihre Waren verkauften. Jetzt, dank der Gründung einer Genossenschaft und dem Kauf dieses Marktes, haben sie einen Ort gefunden, an dem sie Waren, wie z.B. Tomaten, Papayas und Karotten, aber auch die überall in Bolivien erhältliche Coca-Pflanze sicher und in Würde verkaufen können. Es war bewegend zu hören, wie sie von ihren früheren Plätzen, meist mitten auf der Straße, vertrieben wurden und jetzt endlich einen Ort haben, an dem sie sich sicher und wohlfühlen können.

Zuletzt führten wir ein Interview mit dem örtlichen Organisator, der uns in seinem bescheidenen Büro, sichtlich stolz über die örtliche Entwicklung, empfing und von den bereits in Planung befindlichen Expansionsplänen erzählte. Meine bisherigen Erfahrungen in Bolivien sind wahrlich die aus einer anderen Welt. Die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen sind hier sehr einfach und grundlegend. Ein Dach über dem Kopf, während sie ihre frisch geernteten Waren verkaufen, ist der Traum vieler, welcher zumindest für die Landwirte der “Feria de las Rieles” in Erfüllung gegangen ist.

Hasta la proxima!

3 Antworten to “Feria de las Rieles”

  1. Ann Waters-Bayer Says:

    Vielen Dank für den Bericht und die Fotos, Johannes! Es hört sich an, als ob du großartige Erfahrungen in Bolivien machst. Wir freuen uns darauf, deinen Bericht beim nächsten Agrecol-Treffen nach deiner Rückkehr zu hören und zu sehen.

  2. Jochen Currl Says:

    Lieber Johannes,
    vielen Dank auch von meiner Seite für Deinen Bericht. Es ist interessant, wenn Du davon berichtest, dass hier die Bäuerinnen und Bauern sich selbst einen Platz geschaffen haben, an dem sie legal ihre Erzeugnisse verkaufen können. Eigentlich verrückt, dass der lokale oder regionale Verkauf einen solchen Kampf kämpfen muss. Gut aber, dass die Bauern das tun. Ein paar Fragen, die mich darüber hinaus interessieren würden:
    – in welcher Weise hat Agrecol die Gründung der Genossenschaft und des Marktes unterstützt?
    -handelt es sich bei den Marktbeschickern tatsächlich um Erzeuger oder sind es kleine Händler?
    – wenn zweiteres, in welchem Verhältnis stehen sie zu den Erzeugern?
    – wer sind die Kunden auf dem Markt? Sind das städtische Durchschnittsfamilien, eher ärmere Menschen, eher jüngere, vielleicht auch gut ausgebildete?
    – zusammenhängend mit der vorigen Frage: Auf wen zielt Eure Öffentlichkeitsarbeit? Sind das die momentanen Kundinnen und Kunden, oder sollen dadurch neue Käuferschichten erschlossen werden? Wenn ja, welche?
    Sei herzlich gegrüßt, auch ich freue mich auf unser Wiedersehen im nächsten Jahr.
    Jochen

    • Quastosketc Says:

      Hallo Jochen! Wie sich nach weiteren Recherchen herausgestellt hat, hat Agrecol Andes selber wenig, bis gar nichts mit der Gründung der Feria zu tun. Wir sind damals hingefahren, um Interviews durchzuführen und über das Projekt zu berichten. Außerdem ist Agrecol Andes an einem Projekt beteiligt, welches den Umfang der angebotenen ökologischen Produkte, auf diesem und ähnlichen Märkten erforscht.

      Meines Wissens handelt es sich tatsächlich hauptsächlich um Produzenten auf diesem Markt. Da wir nicht jeden interviewen konnten, kann ich das natürlich nicht für alle Anwesenden mit Gewissheit bestätigen.

      Die Kunden sind meines Wissens lokale Haushalte, wie auch Großabnehmer und vermutlich auch Händler. Auch hier kann ich nichts genaues sagen, da wie so häufig die Daten fehlen. Weil der Lebensmittel Handel fasst ausschließlich informell ist, kann ich nur erzählen was ich wahrgenommen habe.

      Zur letzten Frage: Hier zielt die Öffentlichkeitsarbeit auf mehrere Gruppen. Da es viele Themen und Projekte gibt, sind auch die Zielgruppen entsprechend unterschiedlich. Bei allgemeineren Themen, geht es darum die breite Masse zu erreichen. Beispielsweise bei der Sensibilisierung zu Themen, wie ökologisch, nachhaltiger Lebensmittel, sowie der Thematik des Wassermangels. Auch werden ganz direkt ökologisch produzierte Lebensmittel in einem eigenen Laden, von Produzenten an Haushalte verkauft und geliefert. Hier geht es um die Vermarktung, wie auch um die Gewinnung von Kunden und das Informieren über die angebotenen Lebensmittel.

      Ich hoffe ich konnte Deine Fragen zufriedenstellend beantworten. Liebe Grüße aus der Cochabamba Zentrale 😉
      Johannes

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