Feldarbeit und Touba

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Salam aleykum!

Ich melde mich mal wieder aus dem Senegal.

Das Wetter ist hier nach wie vor sehr heiß, aber es fängt zum Glück langsam an trockener zu werden. Damit beginnt auch die Hauptanbausaison des Jahres.
Während der Regenzeit, die von Juli bis Oktober geht, ist es teilweise schwierig bestimmte Kulturen anzubauen. Grund dafür ist, dass es zu feucht ist. Das führt zum Beispiel zu Staunässe sowie zu Pilzerkrankungen vieler Kulturen.

Jedoch gibt es auch momentan reichlich zu ernten. Vor ca. zwei Wochen waren wir auf dem Hof von Mouhamed Gning. Dort konnten wir die Produktion von Paprika, Chilli, Maniok, Auberginen, Okra, Mais, Bissap, Papaya, Mangos und vielen verschiedenen Zitursfrüchte sehen. Er bewirtschaftet einen Fläche von ca. 3 ha im Norden von Thiès. Einige Flächen verpachtet er auch an Menschen aus der Umgebung unter anderem an Agrecol Afrique.

In der Trockenzeit wächst und gedeiht alles wunderbar, vor allem wenn man zusätzlich bewässert. Deshalb hat Agrecol Afrique entschieden ab jetzt einen Feldversuch zu Starten. Ich darf zusammen mit Ababacar Leye diesen Feldversuch durchführen.

Im Versuch geht es vor allem darum neue Mischkulturen und Verfahren zu testen, als auch bewährte Praktiken in ein Rotationssystem einzubinden. Wir arbeiten mit 4×4 Parzellen, von welchen immer 4 mit einer Zwischenfrucht bebaut werden oder brachliegen. Die Zusammensetzung der angebauten Kulturen und die Saatzeitpunkte werden mit meinem Erntemengen-Vorhersageprogramm geplant. Somit versuchen wir auch die Zeitpunkte zu testen, zu welchen die verschiedenen Kulturen optimal angebaut werden sollten. Dieser „Optimale Zeitpunkt“ bezieht sich auf Perioden der Knappheit, die sich aus der Marktfluktuation ergeben. Ziel ist es den teilnehmenden ProdukteurInnen von Agrecol Afrique diesen Anbau zu zeigen, außerdem sollen die Produkte den lokalen Biomarkt ein wenig diversifizieren.

Momentan beginnen wir mit dem Vorziehen unserer Gemüsepflanzen. Dafür mussten wir allerdings erstmal unsere Flächen vom Beikraut befreien. Die ersten Kulturpflanzen werden Zwiebeln, Paprika und Chillis sein. Wir fangen mit den Zwiebeln an, da diese über die Regenzeit hinweg nicht angebaut wurden und das Vorziehen verhältnismäßig lange dauert.

Hier ein kleiner Vorher-Nachher-Vergleich:

Ab nächster Woche werde ich auch einige Tage Pro Woche bei AgriBio Services verbringen und mir vor allem einen Einblick in das Projekt PROLIGEAFASA verschaffen!

In meiner Freizeit bin ich in letzter Zeit etwas mehr herumgekommen. Ich habe einige Ecken von Thiès entdeckt und war in Touba. Touba ist das spirituelle Zentrum von Senegal. Hier liegen die Begründer des Mouridismus, der größten Strömung des Senegalesischen soufi Islam, begraben. Die Mouriden verehren diesen Ort und entsprechend prachtvoll ist vor allem die Große Moschee und die darum angesiedelten Mausoleen von Amadou Bamba, Ibrhima Fall und ihren Nachfolgern.


In der Stadt wird streng nach den Regeln des Islam gelebt. So darf man auf den Straßen keine Zigaretten rauchen und auch das Tragen von kurzer Kleidung ist untersagt. Es ist ein magischer Ort mit vielen Kleinigkeiten zu entdecken. Dort habe ich einige Zeit mit ein paar Anhängern der Baye Fall verbracht. Sie sind eine Brüderschaft von Sufi-Muslimen, die sich als Anhänger von Ibrahima Fall ansehen. Dieser war die rechte Hand von Amadou Bamba, dem Begründer des Mourisidmus. Sie leben eine eher freie Variante des Islam, in welcher gute Taten, harte Arbeit und das Ehren von Gott, Amadou Bamba, Ibra Fall und allen ihrer Nachfolger die wichtigsten Teile ihres Lebens sind. Die meisten Baye Fall von Touba leben außerhalb der Stadt und betreiben dort in verschiedenen Gruppierungen Landwirtschaft. Sie bauen sowohl Obst als auch Gemüse und Getreide an. Die Flächen gehören entweder einem Anhänger oder dem Khalifen, Serigne Amdy Moustapha Fall. Ihre Ernte wird ausschließlich zur Selbstversorgung und der Speisung von Bedürftigen genutzt.

5 Antworten to “Feldarbeit und Touba”

  1. Jochen Says:

    Hallo Leo,
    vielen Dank für den Einblick. Die Gebäude sind wirklich sehr eindrucksvoll, schön finde ich, dass sie eher durch Ästhetik anrühren und nicht so massiv überwältigen wie unsere großen Kathedralen. Was die Anbauzeiten betrifft, verstehe ich das richtig, dass Ihr jetzt eher in die Trockenzeit hinein anbaut und nicht zum Einsetzen der Regenzeit. Wie zuverlässig sind übrigens die Zeiten?

    Sei gegrüßt,

    Jochen

    • leozehl Says:

      Hallo Jochen!
      Ja genau, das verstehst du richtig. Viele Kulturen kann man auch gut in der Regenzeit anbauen, einige wachsen da sogar schneller, aber in der Trockenzeit kann man alles gut anbauen wenn Wasser vorhanden ist (ausgenommen der Kurztagpflanzen).
      Und die Zeiten sind mittlerweile sehr unzuverlässig. Es schwankt im Bereich von einem Monat mindestens. Außerdem hat es sich generell in den letzten 5-10 Jahren nach hinten verschoben. Ganz eindeutige Auswirkungen des Klimawandels…
      Liebe Grüße
      Leo

  2. Ann Waters-Bayer Says:

    Danke, Leo, für deine lebhafte Beschreibung deines Aufenthalts in Senegal.Gut dass du auch etwas außerhalb von Thiès kennenlernen kannst.

    Ich bin gespannt zu hören, was du von der Proli-GEAFaSa („Förderung lokaler Innovation im Wassermanagement durch bäuerliche Familienbetriebe in der Sahelzone“, https://prolinnova.net/category/main-themes/pidwater/) hälst.

    Herzliche Grüße Ann

    Ann Waters-Bayer Prolinnova International Support Team c/o Agrecol Association for AgriCulture & Ecology Associate Research Fellow, German Institute for Tropical & Subtropical Agriculture (DITSL) E: waters-bayer@web.de / waters-bayer@agrecol.de / a.waters-bayer@ditsl.org W: http://www.prolinnova.net / http://www.agrecol.de / http://www.ditsl.org

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  3. Ann Waters-Bayer Says:

    Danke, Leo, für deine lebhafte Beschreibung deines Aufenthalts in Senegal. Gut dass du auch etwas außerhalb von Thiès kennenlernen kannst.

    Ich bin gespannt zu hören, was du vom Projekt Proli-GEAFaSa („Förderung lokaler Innovation im Wassermanagement durch bäuerliche Familienbetriebe in der Sahelzone“, https://prolinnova.net/category/main-themes/pidwater/) hälst.

    Herzliche Grüße
    Ann

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