Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentationsreisen und GIS

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¡Hola Amigos!

Langsam neigt sich mein Aufenthalt in Bolivien dem Ende zu und ich habe noch so viel zu erzählen! Obwohl ich seit mehreren Monaten vorwiegend mit technischen Aufgaben beschäftigt war, ergaben sich immer wieder Ausflüge im Rahmen meiner Kommunikationstätigkeiten. Hier sind einige meiner „Mini-Projekte“ der letzten Monate, die ich bisher noch nicht dokumentiert habe.

Zu meinen „eher technischen Aufgaben“ gehörte die Arbeit mit Geoinformationssystemen (GIS) und Umweltdaten, wie Satellitendaten und Klimaaufzeichnungen. Ich modelliere für die örtlichen Gemeinden (Aiquile, Pasorapa, Totora und Pojo, alle im Bundesstaat Cochabamba) Projektionen möglicher klimabezogener Ereignisse, wie Dürren, Überschwemmungen, Hagel und Frost. Auch Karten zur Identifizierung von Wasseraufladezonen (Zonas de Recarga Hídrica) habe ich für einige Gemeinden erstellt.

Diese Arbeit findet ausschließlich am Computer statt und wird in regelmäßigen Abständen in Meetings präsentiert. Daher werde ich hier weniger darauf eingehen, da sie für meine geehrte deutsche Leserschaft möglicherweise zu technisch und wenig interessant erscheint. Ich werde jedoch meine Abschlussberichte hier für diejenigen bereitstellen, die daran interessiert sind. Meine endgültigen Ergebnisse umfassen zwei wissenschaftliche Arbeiten zu den Themen Wasseraufladezonen und Risikoanalysen, von denen ich meinen bereits abgeschlossenen Bericht gerne mit euch teilen möchte:

Nun zu meinen „Ausflügen“: Zum einen besuchten wir die „Feria de la Noche“ (deutsch: Nachtmarkt). Hier organisierten wir einen Markt für biologisch produzierte Produkte, sowie einen Workshop zum Thema Pflanzenzucht und angewandte Phytomedizin – alles auf der Straße. Wie üblich dokumentierten wir das Geschehen gewissenhaft. Das Ziel der Veranstaltung war es, Passanten anzulocken und auf die Thematik der ökologischen Lebensmittel aufmerksam zu machen. Natürlich war das Event auch eine gute Gelegenheit für die Produzenten, ihre Waren zu verkaufen. Insbesondere der kostenlose Workshop wurde gut besucht und es kam zu angeregten Diskussionen.

Ein weiterer Besuch führte mich in die Nachbarstadt Sacaba, direkt angrenzend an Cochabamba. Hier dokumentierten wir die Spende von elf 1000-Liter-Wassertanks an Bio-Produzenten der Organisation „Paz Sacaba“. Wir hielten Reden, führten Interviews und machten Fotos für die Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation für die Geldgeber. Fließendes Wasser mag für uns sehr normal sein, aber in Bolivien ist dies nicht selbstverständlich. Daher ist die Fähigkeit, Regenwasser in Tanks zu sammeln, entscheidend für den erfolgreichen Anbau von Lebensmitteln in dem vorherrschenden semi-ariden Klima rund um Cochabamba City.

Zudem führten uns unsere Wege zum „Cumbre Departamental de Agua, Saneamiento y Gestión de Recursos Hídricos“ (deutsch: Gipfeltreffen der Ministerien für Wasser, Abwasserentsorgung und Wasserressourcenmanagement). Hierbei handelt es sich um eine große Veranstaltung mit Investoren, staatlichen Vertretern und NGOs zum breiten Thema der Wasserressource. Wir leiteten die 2-tägige Runde zum Thema Wassermanagement, hielten Vorträge, präsentierten Daten, moderierten Gespräche und führten angeregte Diskussionen in der vielfältigen Gruppe der Anwesenden. Die Veranstaltung fand in der vermutlich größten Messehalle von Cochabamba und den Räumlichkeiten des angrenzenden Hotels statt.

Der „Cumbre de los Niños“ (deutsch: Gipfeltreffen zur politischen Beteiligung von Jugendlichen) in Aiquile hatte ein neues Gesetz zur Partizipation von Jugendlichen in politischen Entscheidungsprozessen zum Thema. Hier haben wir im Vorfeld den Gesetzestext mitverfasst und auf dem Event präsentiert. Es gab Vorstellungsreden, Gespräche in kleineren Runden zur Verständlichmachung des Gesetzestextes und Abstimmungen zur Zufriedenheit der Anwesenden mit dem Text. Abschließend gab es eine große Runde zur gesammelten Rückmeldung des erarbeiteten Feedbacks und Vorschläge zur Optimierung des Textes. Wir moderierten Gesprächs-, sowie Feedbackrunden und dokumentierten wie immer den Prozess für soziale Netzwerke, andere Medien und Finanziers in Europa. Das Ergebnis dieses Gesetzes ist es nun, dass Jugendliche in der Gemeinde Aiquile einen festen Sitz in Regierungsgebäuden haben und bei Themen, wie Bildung, Gesundheit und anderen relevanten Themen mitentscheiden und eine ihre Stimme vertreten.

Das Projekt „Bolsaludable“, ein treffendes Kofferwort aus den Begriffen Bolsa (deutsch: Tasche) und Saludable (deutsch: gesund), ist ein wichtiges Langzeitprojekt der NGO. Dieser Markt findet jeden Samstag an einem festen Ort statt und existiert parallel als wöchentlicher Lieferservice. Er füllt eine wichtige Marktlücke für Bio-Lebensmittel in Lateinamerika, wobei nicht nur europäische Bio-Normen, sondern auch jegliche Nicht-Bio-Pflanzenschutzmittel und Dünger vermieden werden. Dieses Projekt wird sicherlich weiter wachsen und sowohl Kunden als auch zusätzliche Produzenten gewinnen.

Mit diesen Eindrücken verabschiede ich mich vorerst, werde aber sicherlich noch einen Beitrag veröffentlichen mit weiteren Ergebnissen meiner Studien und Projekte, welche noch kommen werden.

Liebe Grüße nach Europa und ¡Hasta Pronto!

3 Antworten to “Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentationsreisen und GIS”

  1. Jochen Says:

    Hallo Johannes,
    herzlichen Dank für den Überblick an interessanten Dingen, an denen Du beteiligt bist und mitwirken kannst. Ich finde das beeindruckend. Interessant auch die Modellierungstätigkeit. Gäbe es denn jemanden im Team von Agrecol, der/die so etwas auch macht? Ich hoffe sehr, dass Dein Mitwirken dort auch wertgeschätzt wird und freue mich aufs Treffen im Mai.

    Jochen

    • Quastosketc Says:

      Hallo Jochen,
      jein, es gibt Externe, die in der Vergangenheit ähnliche Analysen durchgeführt haben. Zum Beispiel weiß ich von einem PhD-Programm zum Thema der Wasseraufladezonen in der Vergangenheit. Auch die Risikoanalysen werden derzeit in ähnlichem Umfang durchgeführt. Ich habe ähnliche Methodiken gewählt, jedoch andere Regionen analysiert, die bisher nicht betrachtet wurden.

  2. watersbayer Says:

    Danke, Johannes, für diesen interessanten Bericht und die Bilder. Wir freuen uns darauf, beim Agrecol-Treffen im Mai in Wetzlar mehr über deine Erfahrungen in Bolivien zu hören und sehen.

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