Reisen und Abschied nehmen

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Salam aleykum!

Ich sende ein letztes Mal Grüße aus dem Senegal!

Meine Zeit hier neigt sich in großen Schritten dem Ende zu und es heißt abschied nehmen. Abschied von den großartigen Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, Abschied von Thièboudiène, Mafé und Supocanj, Abschied von Thiès und von AGRECOL Afrique.

Mein letzter Monat war von vielen Reisen geprägt. Über die Feiertage war ich in Gambia. Dort habe ich Banjul, Bakau und Serekunda besucht! Gambia ist in vielen Dingen sehr ähnlich wie Senegal, in einigen Hinsichten aber sehr anders. Zum Beispiel spricht man Wolof, die religiöse Landschaft ist ähnlich wie im Senegal und die Menschen sind genau so offen und herzlich. Jedoch Sprechen die Menschen hier kein Französisch, die nationale Küche ist etwas anders, die Häuser sehen ganz anders aus und es gibt eine andere Währung.

Ich hatte eine sehr schöne Zeit an Gambias Stränden und im Senegambia-Dreieck.

Nach den Feiertagen war ich wieder im Büro und habe mein Projekt des Planungsprogramms einigermaßen fertiggestellt. Es war meine Aufgabe das Programm so zu füllen, dass es für den jetzigen Zeitpunkt einen guten Überblick gibt und gleichzeitig gut aufzeigt, wo und wann die Produktion gesteigert werden sollte. Am besten auch direkt indiziert welcher Produzent seine Produktion vergrößern könnte.

Hierfür habe ich mich an der Preisentwicklung der einzelnen Güter orientiert und Zeitpunkte bestimmt, in welchen der Preis stark angestiegen ist (über 100%). Außerdem habe ich die gesamte jährliche Produktion der teilnehmenden ProduzentInnen angesehen, um ihr etwaiges Produktionsvolumen zu schätzen.

So sieht das Layout des Hauptsheets jetzt aus:

So Sehen die Dashboards für die einzelnen Kulturen aus:

Leider lagen auf dem Weg zu diesem Excel-Programm einige Steine. Das größte Problem war das Datenhandling einiger Erhebungen von AGRECOL Afrique. Denn die erhobenen Daten waren nicht einheitlichen dargestellt und somit nur händisch auszulesen. Außerdem musste ich auf die ein oder andere Liste auch mal gut ein paar Wochen warten… Aber so ist das hier halt.

Meine zweite Reise im Januar war nach Gore und Somone. Gore ist eine der Inseln vor der Küste Dakars. Hier haben die Portugiesen, Engländer und Franzosen ihr Unwesen getrieben. Die Insel war einer der ersten besetzten Punkte der senegalesischen Küste. Von hier aus wurde das Festland seiner Schätze und Menschen beraubt. Die Insel ist vor allem für den Sklavenhandel bekannt. Wir haben eine Tour über die Insel gemacht und uns die Sehenswürdigkeiten angesehen. Im „Maison des esclaves“ kann man sich die Zellen, in denen die Menschen eingesperrt wurden, ansehen. Hier waren bereits Personen wie Nelson Mandela, Barack Obama und viele mehr zum Gedenken der Zehntausenden verschleppten Menschen. Abgesehen von Ihrer schrecklichen Vergangenheit ist die Insel aber sehr schön, mit einem Berg einigen schönen Stränden und Hotels.

Somone ist eine Stadt an der Küste Senegals. Es liegt in der Nähe von Mbour und Saly. Es ist eine eher Touristische Gegend, nichtsdestotrotz wunderschön!

Hier besuchte ich mit meiner Schwester, die für eine Zeit zu Besuch gekommen ist, und einigen Freunden die große Lagune von Somone. Besonders der Mangrovenwald ist eindrucksvoll. Es scheint, als würde der Wald nie enden und mit seinem netzt an Wurzeln und Ästen den Meeresbewohnern, Vögeln, Affen und vielen mehr ein reiches Habitat bieten. Uns wurde erzählt, dass der senegalesische Staat seit einigen Jahren große Schutzprogramme für diese stark gefährdeten Habitate eingerichtet hat, denn auch viele Menschen nutzen dieses Habitat. Z.B. für den Fischfang, die Produktion von Muscheln oder zur Gewinnung von Brennholz. Um hier möglichst eine Harmonie aufrecht zu erhalten gibt es Staatliche Kontrollinstrumente. Außerdem werden die Flussarme der Lagune mit einem schwimmenden Bagger regelmäßig vertieft, da sie sich sonst schließen könnten.

Meine letzte Reise im Januar war nach Porokhane. Diese Stadt ist der Geburtsort von Ahmdou Bamba, dem Gründer der Mouriden. Ich durfte am Magel Mame Diarra Bousso teilnehmen. Das ist die Festlichkeit zur Feier der Mutter von Ahmadou Bamba. Es war ein lautes und ausgiebiges Fest mitten in der staubigen und heißen Region von Kaolak unmittelbar an der Grenze zu Gambia.
Ich wurde von einer Gruppe Baye Falls dorthin eingeladen. Wir wurden von befreundeten Baye Falls fürstlich bewirtschaftet. Es gab ca. 4-mal Mittagessen, Softdrinks, Eis und Wassermelone.

Bei AGRECOL habe ich im Januar außerdem viel mit Assane Gueye zusammengearbeitet. Er ist momentan dabei einige Publikationen und Workshops vorzubereiten. Ich habe ihm bei der Erstellung und Überarbeitung einiger Dokumente und Präsentationen geholfen. Eines ist eine Analyse und Anleitung der Planung von Events wie dem Week-end BIO. Andere Themen waren z.B. Lobbying, Kommerzialisierung und Promotion von lokalen Innovationen.

Außerdem kam unser Versuchsgarten zum ersten Mal zum Einsatz. Es war eine Delegation aus Mauretanien zu Besuch. Ihnen wurde anhand unseres Anbaus die Grundsätze der senegalesischen Biolandwirtschaft erklärt. Es war sehr schön zu sehen, was dieses Setting für einen Austausch ermöglicht hat. Die Besucher waren sehr interessiert und haben ebenfalls auch viel über die Landwirtschaft im noch trockeneren Mauretanien erzählt.

Jetzt bleiben mir nur noch einige Tage hier in Thiès… Ich werde die Leute und das Leben hier auf jeden Fall sehr vermissen, freue mich aber natürlich auch schon ein bisschen auf Deutschland.

An dieser Stelle möchte ich AGRECOL Afrique und AGRECOL e.v. Danken, diese Zeit für mich ermöglicht zu haben. Ich habe unzählige Erfahrungen, sowohl professioneller als auch menschlicher Natur, gesammelt und bin denke ich stark an dieser Zeit hier gewachsen.

Ich hoffe ich kann sehr bald zurückkehren, vielleicht werde ich sogar eines Tages meinen Lebensmittelpunkt wieder hierher verlegen… 😊
Wie man so schön sagt: Inshallah…

3 Antworten to “Reisen und Abschied nehmen”

  1. watersbayer Says:

    Danke für diesen lebhaften Bericht, Leo – und eine gute Rückreise nach Deutschland. Wir sehen uns im Mai in Wetzlar. Ann

    >

  2. Jochen Says:

    Hallo Leo,
    bis jetzt hab ich Deinen Abschiedsbrief nur überflogen und freue mich sehr, dass das eine solch gute Zeit für Dich war. Sobald ich dazu komme, den blog mit etwas mehr Muße zu lesen, melde ich mich nochmals, freue mich aber auf jeden Fall auf unser Treffen im Mai in Wetzlar.

    Herzlich,

    Jochen

  3. Buechting, Andreas (EXTERNAL, DEEI) Says:

    Ein überzeugender und glücklich machender Bericht, vielen Dank!

    Es sind gerade solche Lebenserfahrungen, die ich allen (jungen) Menschen wünsche und weshalb ich diese Reisen von Praktikanten fördere.

    @Almut: ich nehme an, Du bekommst die AgrEcol Berichte.

    Grüße allerseits,

    Andreas.

    From: Ann Waters-Bayer waters-bayer@web.de
    Sent: Thursday, February 1, 2024 1:49 PM
    To: AGRECOL Praktikantenblog comment+e1-0nn1yefzri6rr_88bxl4@comment.wordpress.com
    Cc: Ann Waters-Bayer waters-bayer@agrecol.de
    Subject: Re: Reisen und Abschied nehmen

    Danke für diesen lebhaften Bericht, Leo – und eine gute Rückreise nach Deutschland. Wir sehen uns im Mai in Wetzlar.
    Ann

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