Workshops, GIS-Ergebnisse & Abschied

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Hallo Freunde,

dieses Mal grüße ich euch aus dem Süden Chiles in Puerto Montt, dem Tor Patagoniens, wo ich bereits vor vielen Jahren einen Schüleraustausch gemacht habe. Mein Aufenthalt in Bolivien ist nun offiziell vorbei, und ich bereite mich innerlich schon auf meine Rückkehr nach Europa vor. In diesem letzten Blog möchte ich jedoch noch meine letzten Ereignisse und Erfahrungen mit euch teilen.

Ich hatte das Vergnügen, an zwei spannenden Workshops teilzunehmen, von denen ich bisher noch nicht erzählt habe. Ein Workshop zum Thema Agroforst wurde von meinem Kollegen Serafin geleitet. Wir verbrachten einen ganzen Tag damit, den Teilnehmern die Grundlagen und mehr zum Thema Agroforst zu vermitteln. Wir besuchten zwei Flächen in dem Ort Arani, wo auch Serafin wohnt und seinen eigenen Agroforst-Garten bewirtschaftet. Dort lernten wir Konzepte des ökologisch integrierten Pflanzenschutzes sowie vieles über die relevanten Kulturen in Agroforst-Systemen. Zum Abschluss durfte sich jeder im „Pfropfen“ üben, einer Art der Pflanzenveredelung, bei der zwei Arten aufeinander gesteckt (gepfropft) werden.

Ein weiterer Workshop zum Thema „Cosecha y Postcosecha“ (zu Deutsch: Ernte und Nachernte) fand mit unserer Kollegin Mariana von Agrecol Andes statt. Ein Landwirt präsentierte uns seine Methoden zur Gemüseernte und erklärte, worauf man dabei achten sollte. Anschließend wurde uns gezeigt, wie man das gereinigte Produkt sinnvoll verpackt und für den Verkauf vorbereitet. Wie immer wurden wir während des Workshops gut mit selbstgemachten Sandwiches versorgt, und es ergaben sich viele interessante Fragen und Diskussionsthemen.

Schon auf dem Flug über Brasilien und Bolivien fielen mir die massiven Einflüsse der regionalen Landwirtschaft deutlich auf. In Bolivien generiert die Landwirtschaft einen wesentlichen Anteil von 12,9 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: In Brasilien beträgt der Anteil 6,6 % des gesamten BIP, und in Deutschland nur 1 %. Diese Zahlen verdeutlichen die Relevanz der Landwirtschaft in Bolivien.

In diesem Kontext ist auch meine Arbeit der letzten Monate zu sehen. Ich hatte die Möglichkeit, erste Risikoanalysen mittels global verfügbarer meteorologischer Daten zu erstellen. Das Projekt ist hier für Euch einsehbar:

Wie bereits in einem meiner früheren Blogeinträge erwähnt, war es Teil unserer Aufgaben bei Agrecol Andes, Pressemitteilungen zu verfassen und Pressekonferenzen zu organisieren. An einem kühlen Montagmorgen trafen wir uns mit meinem Team im „Casa de la Cultura“ (dem ehemaligen Rathaus) zu einer Pressemitteilung. Dort präsentierten Mitarbeiter von Agrecol Andes und ähnlichen NGOs gemeinsam mit Regierungsvertretern bevorstehende Projekte zur Bewältigung der anhaltenden Dürre, die den gesamten Winter über anhielt. Auch das Thema der Wasseraufladezonen (Zonas de Recarga Hídrica) wurde angesprochen, wie bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt.

Zusammenfassend möchte ich sagen: In den letzten 6 Monaten bei Agrecol Andes konnte ich zahlreiche Projekte kennenlernen. Anfangs hatte ich kaum einen Überblick über alle Projekte. Ich hoffe, ich konnte euch im Laufe der Zeit einen guten Einblick in die Projekte und Aktivitäten der NGO geben. Ich bin sehr dankbar für die wertvolle Erfahrung, die ich in Lateinamerika machen durfte, und freue mich darauf, Euch alle bald wieder in meiner gewohnten Umgebung begrüßen zu dürfen.

Bolivien ist ein Land wie kein anderes, welches ich in meinem bisherigen Leben besuchen durfte. Das Land hat viele Facetten, und die Menschen sind im Allgemeinen sehr freundlich und interessiert. Ich habe viele wunderbare Freundschaften geschlossen und interessante Menschen kennengelernt. Bolivien hat mir vor allem Demut und Geduld beigebracht – Demut gegenüber den Annehmlichkeiten unseres Lebens in Europa, aber auch Geduld gegenüber den Menschen, die ganz anderen Lebensumständen ausgesetzt sind und mir wichtige Lebensperspektiven aufgezeigt haben.

Die Mission, ökologische Lebensmittel in Bolivien zu produzieren und die Menschen von nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln zu überzeugen, bleibt für mich eine zentrale Aufgabe, die nicht nur auf den lateinamerikanischen Kontinent beschränkt ist. Ich bin sehr dankbar, einen Beitrag in diesem Land geleistet zu haben, und freue mich umso mehr auf das, was kommt. Vielen Dank an alle, die mir diese unvergessliche Erfahrung ermöglicht haben. Wir sehen uns bald wieder!

Euer Johannes 🙂

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